Podcast pro_Feminismus und Männlichkeit: Konsens und Zustimmungskonzept

Ein kurzer Text und ein längerer Podcast zu den Themen Konsens, Zustimmungsprinzip, „nein heißt nein“ und „ja heißt ja“

Konsens, Zustimmungskonzept, „nein heißt nein“ und „ja heißt ja“. Was bedeutet diese Terminologie und woher kommt sie? Wie lässt sich Konsens definieren? Welche Aspekte beinhaltet Konsens? Wie lässt sich Konsens leben? In diesem Text und im Podcast findet Ihr einige Anregungen, Gedanken und Quellen zum Weiterlesen zum Thema Konsens und Zustimmungskonzept.

Neulich lief mir bei Twitter ein Statement über das Smartphone:

„… Konsens ist nicht „sexy“, Konsens ist die Anerkennung der (körperlichen) Selbstbestimmung der beteiligten Person(en). Konsens muss nicht sexy sein, Konsens muss einfach nur sein.“

Nutzerin auf Twitter

Leider ist Konsens keine Selbstverständlichkeit

Denn die „rape culture“ (Vergewaltigungskultur) ist traurige Realität, was sich viele Männer kaum vorstellen können (ein gutes Beispiel zur Verdeutlichung der Vergewaltigungskultur findet ihr hier). So habe ich auch lange nicht gelernt über (einvernehmlichen) Sex zu reden und kann in dem Bereich immer noch was dazu lernen.

Beispielsweise war ich kürzlich auf der Veranstaltung „World of Whorecraft“ vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. Dort habe ich den Workshop „Kommunikation & Konsens für guten Sex“ von Josefa Nereus besucht und das Konsens Rad kennengelernt (Wheel of Consent).

Das Konsens Rad

Interessant an der Darstellung fand ich insbesondere die Perspektive auf unterschiedliche Motivationen einer Handlung: Frage ich um Konsens bezüglich meiner Handlung beim Sex, weil ich etwas gerne mache oder weil ich denke, die andere Person will, dass ich etwas mache?

© Dr. Betty Martin / www.bettymartin.org (vergleiche auch „Die vier Hauptaspekte der Sexualität„)
Zwei kleine Beispiele zur Motivation einer Handlung

Ein Beispiel bezog sich auf eine Fußmassage, von der die Frau, der die Füße massiert wurden, dachte, sie bekommt die Massage von einem Mann, da ihr die Füße wehtun (also im Sinne von „Dienen“ (er handelt, um ihr zu nutzen) um die Terminologie des Schaubildes das Konsens Rad zu verwenden). Letztlich stellte sich aber heraus, dass ihr die Füße von ihm massiert wurden, da er einen Fetisch für Füße hat (also im Sinne von „Nehmen“ (er handet um sich selbst zu nutzen) nach dem Konsens Rad). Ein Missverständnis, von dem am Ende beide etwas hatten. Dies ist aber keine Selbstverständlichkeit, da es mit Sicherheit Personen gibt, die sich zwar gerne die Füße massieren lassen, aber ein Problem damit hätten, wenn dies von jemandem mit einem Fetisch für Füße geschieht. Und es kann auch ganz anders laufen:

„Einmal habe ich sein Tagebuch gelesen, als er nicht in der Stadt war (es ist überflüssig zu sagen, dass es schrecklich falsch war, das zu tun). In dem Tagebuch stand etwas darüber, wie leid er es war, morgens immer Sex mit mir haben zu müssen. Das Ding war, ich wollte auch keinen Sex haben. Ich dachte, dass ich es tun muss, weil er eine Erektion hatte, also hab ich es initiiert. Ich habe Sex immer iniitiert, wenn ich dachte, dass eine Person Sex möchte, damit ich nicht versuchen musste, “nein” zu sagen und dann vergewaltigt werden würde (selbst wenn der Junge* mich niemals vergewaltigt hätte, und das wusste ich auch).“

Aus Konsens Lernen (Seite 24)
Konsens und sprechen über Sexualität muss gelernt werden

Dass die Verletzung des Zustimmungsprinzips auch deutlich schlimmere Auswirkungen haben kann, als in den beiden oben genannten Beispielen, sollte klar sein. Leider ist es für Menschen und insbesondere Männer, die nie ernsthafte sexualisierte Übergriffe erlebt haben, schwer vorstellbar, wie traumatisch so ein Erlebnis sein kann. Da Männer sich mit solchen Übergriffen und der Angst vor ihnen deutlich weniger beschäftigen müssen als Frauen*, ist es für Männer oft nicht leicht zu verstehen, welche Auswirkungen eine Verletzung von Konsens, welche leicht die Grenze zur Vergewaltigung überschreitet, haben kann. Selbst wenn diese Handlung aus Sicht der übergriffigen Person erstmal harmlos erscheinen mag.

Dieser Text und der Podcast können nur einige wenige Aspekte des Zustimmungskonzepts beleuchten. Daher ist es wichtig mit Freund*innen und Partner*innen darüber zu sprechen und sich diesbezüglich kontinuierlich weiterzubilden. Dazu empfehle ich erstens den Podcast, der noch andere Aspekte von Konsens behandelt und die weiterführenden Links unten.

Podcast pro_Feminismus und Männlichkeit: Konsens / Zustimmungskonzept / Zustimmungsprinzip

Hier findet Ihr den Podcast. Dieser ist wieder mit zwei weiteren Podcasts in der Radiosendung „Talkrunde Kritische Männlichkeit“ entsandten. In der Sendung haben wir die Themen Konsens (Teil 1), Safer Sex / Verhütung (Teil 2) und Schwangerschaftsabbrüchen (Teil 3) behandelt. Der Podcast zu Schwangerschaftsabbrüchen ist bereits auf diesem Blog veröffentlicht worden (siehe Link unten). Der Podcast zu Safer Sex / Verhütung wird bald auf diesem Blog erscheinen.

Podcast pro_Feminismus und Männlichkeit: Konsens und Zustimmungsprinzip (Teil 1) – Männer und Feminismus

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Vielen Dank an die mitwirkenden Personen in der Sendung, Olli, Nadia und Svenjan, sowie im Hintergrund, Anne. Die nächste Sendung wird übrigens unter dem Titel „Fuck their gender norms“ am 21.10.2019 um 20 Uhr beim FSK ausgestrahlt.

Im Podcast verwendete Quellen, Quellen zum Weiterlesen & vielen Dank an:

In nächster Zeit werden hier Podcasts mit Schwerpunkt pro_Feminismus und Männlichkeit zu diesen Thema erscheinen:

Bild (titel): Via WikimediaCommons, Autor*in: Rafael Augusto dos Santos Souza, Lizens:  CC BY-SA 4.0.
Bild (Das Konsens Rad): Copyright Dr. Betty Martin / www.bettymartin.org

Und natürlich vielen Dank an das Freien Senderkombinat Hamburg!

#kritischemännlichkeit #profeministisch #detoxmasculinity #profem


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Dies ist ein pro-feministischer Blog, der sich mit Themen der Männlichkeit und darüber hinaus auseinandersetzt. Wenn Du zum ersten mal hier bist, lohnen sich vielleicht diese zwei Texte: Was ist kritische Männlichkeit? und Herangehensweise an kritische Männlichkeit.

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