Glossar

Hier findest Du Erklärungen und Definitionen zu Wörtern, die im Diskurs um kritische Männlichkeit und Feminismus verwendet werden

Einige dieser Begriffsdefinitionen sind mir ausgesprochen schwierig gefallen, da ich mich nicht zu kompliziert ausdrücken möchte. Schließlich will dieser Blog möglichst vielen Menschen einen Zugang dazu zu bieten. Einige der Begriffe werden auch innerhalb der feministischen Community durchaus unterschiedlich verwendet. Sollte irgendeine Formulierung so aus Eurer Sicht gar nicht gehen, freue ich mich sehr über Gegenvorschläge, Links oder Ergänzungen.


Hier findest Du die Übersicht zum Glossar mit Erklärungen und Definitionen zu Wörtern, die im Diskurs um kritische Männlichkeit und Feminismus verwendet werden


Glossar

Binäres Geschlechtssystem

Das binäre Geschlechtssystem geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter gibt, also männlich und weiblich und sich alle Menschen in diesem einordnen. Intersexuelle oder nicht-binäre Geschlechteridentitäten finden dort keinen Platz. Genau sowenig wie Menschen mit einer pansexuellen Orientierung. Innerhalb des binäre Geschlechtssystem kann z.B. ein Mann entweder heterosexuell (steht auf Frauen), homosexuell (steht auf Männer) oder bisexuell (steht auf Männer und Frauen) sein.


cis-Frau

Eine cis-Frau ist eine mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen (also z.B. Vulva und Klitoris) geborene Person, die sich selbst als Frau bezeichnet. Das ganze fällt in die Kategorie der Geschlechtsidentität und hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.

Viele (cis-)Menschen scheinen sich zu fragen, weshalb ein derartiger Term überhaupt notwendig sei. Es ist wichtig, dem was wir als „normal“ betrachten einen Begriff zu geben, um es begreifbar zu machen. Andernfalls können wir nur die „Abweichungen“ benennen. Als das Wort „heterosexuell“ aufkam, wurde übrigens auch argumentiert, dass ein derartiger Begriff nicht notwendig sei.


cis-Mann

Ein cis-Mann ist eine mit männlichen Geschlechtsmerkmalen (also z.B. Penis und Hoden) geborene Person, die sich selbst als Mann bezeichnet. Das ganze fällt in die Kategorie der Geschlechtsidentität und hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.

Viele (cis-)Menschen scheinen sich zu fragen, weshalb ein derartiger Term überhaupt notwendig sei. Es ist wichtig, dem was wir als „normal“ betrachten einen Begriff zu geben, um es begreifbar zu machen. Andernfalls können wir nur die „Abweichungen“ benennen. Als das Wort „heterosexuell“ aufkam, wurde übrigens auch argumentiert, dass ein derartiger Begriff nicht notwendig sei.


Diskriminierung

Nach der Definition, die ich hier verwenden werde, ist (systemische) Diskriminierung die gesellschaftliche Herabwürdigung und systemische Benachteiligung einer Gruppe von Personen aufgrund bestimmter Merkmale (wie Geschlecht, sexuelle Orientierung oder von People of Color (POC)).

Dabei ist insbesondere wichtig, dass diese Gruppe: 

  1. klar abgrenzbar ist (wie z.B. Frauen, Homosexuelle oder POC)
  2. herabgewürdigt wird (z.B. durch die Verwendung von Begriffen wie Schlampe, Schwul oder des N-Wortes als Schimpfwort) und
  3. in einer Gesellschaftlich benachteiligten Position ist (wie z.B. geringeres Gehalt, konstante Gewaltandrohung im öffentlichen Raum, geringe Partizipation an der politischen Willensbildung).

Dabei ist erstens wichtig, dass alle drei Aspekte gesellschaftlich vorhanden sind. So können z.B. Bayern in Deutschland nicht diskriminiert werden, selbst wenn sie eine klar abgrenzbare Gruppe sind und von manchen Menschen herabgewürdigt werden. Das sind erstmal nur Stereotype, die es auch gegenüber Männern gibt. Weder Bayern noch Männer sind aber in Deutschland ökonomisch, politisch oder sonst wie systemisch benachteiligt.

Zweitens ist wichtig, dass nicht alle Aspekte durch die diskriminierende Person individuell erfüllt werden müssen. So kann ich Frauen grundsätzlich gut behandeln und den Eindruck haben, dass ich persönlich nicht für ihre systemische Benachteiligung verantwortlich bin. Wenn ich Stereotype reproduziere (können besser kochen oder mit Kindern umgehen), befinde ich mich innerhalb dieses diskriminierenden Systems. Damit reduziere ich sie zur „natürlichen Hausfrau“ und das ist Diskriminierung.

Es ist also drittens wichtig zu verstehen, dass ich auch Menschen diskriminieren kann, selbst wenn ich das gar nicht will.


Feminismus

Feminismus setzte sich für die Gleichstellung aller Menschen egal welchen Geschlechts und welcher Orientierung ein. Beim Feminismus geht es insbesondere nicht um die Benachteiligung von Männern. Ein Zitat von 1986 welches Marie Shear zugeschrieben wird drückt es wie folgt aus: „Feminismus ist die radikale Idee, dass Frauen Menschen sind.“ (“Feminism is the radical notion that women are people.”)


FLINT / LGBTIQA / * usw.

FLINT* und LGBTIQA* – Diese und ähnliche Buchstabenkombinationen stehen für:

  • F: Frauen (evtl. heterosexuelle cis-Frauen)
  • L: Lesben (homosexuelle Frauen)
  • I: Intersexuelle Personen
  • N: Nicht-binäre Personen
  • T: Trans Personen oder Trans*gender (trans Männer und trans Frauen)
  • Q: Queers / Genderqueere Personen
  • B: Bisexuelle Personen
  • G: Gays (homosexuelle Männer)
  • A: Asexuelle Personen (Personen ohne /mit wenig sexuellem Verlangen), Aromantische Personen (Menschen die keine/wenig romantische Anziehung versprüren) und/oder Agender (Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen)
  • * Nicht explizit erwähnte Personen, die sich nicht in eine der oben genanten sexuellen Orientierungen oder Geschlechtsidentitäten einordnen und (mit) gemeint sind.

Insbesondere nicht gemeint sind

  • LGBTQI* heterosexuelle cis Männer (also cishet Männer) bzw.
  • FLINT* cis Männer.

Die Abkürzungen FLINT* bzw. Frauen und LGBTIQA* bezeichnen also die Personen, die im Patriarchat diskriminiert werden. Es ist falsch und wird häufig als beleidigend wahrgenommen, diese Personen als „nicht-Männer“ zu bezeichnen. (Männer würden sich meist auch eher ungern „nicht-Frauen“ nennen lassen.) Daher verwenden viele Menschen (gerade in feministischen Kontexten) die Abkürzungen FLINT* bzw. LGBTQIA* um all gemeinten Personen mit einzuschließen.

Wichtig ist durchaus der Unterschied zwischen der sexuellen Orientierung (LGBA) und der Geschlechtsidentität (FINTQ). Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierung haben erstmal nichts miteinander zu tun, wobei natürlich ein (cis oder trans) Mann nicht lesbisch sein kann. Eine (cis oder trans) Frau hingegen schon. (Es ist aber nicht ganz unwahrscheinlich, dass es trans Männer gibt, die da das anders sehen und lieber als trans* Männer oder transsexuelle Männer bezeichnet werden.) FLINT* schließt lesbische Frauen explizit mit ein, um sich für mehr lesbischer Sichtbarkeit zu solidarisieren.

Problematischer werden die gängigen Bezeichnungen zur Orientierung , wenn die Geschlechtsidentität_en von begehrten Personen außerhalb / zwischen dem binären System liegen. Beizeichnungen wie heterosexuell („steht aufs andere Geschlecht“), homosexuell („steht aufs gleiche Geschlecht“) und bisexuell („steht auf beide Geschlechter“) machen nur Sinn, wenn Geschlecht als entweder Männlich oder Weiblich begriffen wird.

So bezeichnen nicht-binäre Personen sich gegebenenfalls als gynophil / femmesexuell („steht (eher) auf Weiblichkeit“), androphil / androsexuell („steht (eher) auf Männlichkeit“) oder pansexuell („steht auf Personen unabhängig vom Geschlechter“).

Die Liste oben erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Identitäten und Orientierungen findet Ihr z.B. im Glossar vom Queer Lexikon.


Genderqueer

Eine genderqueer Geschlechtsidentität bezeichnet ein Geschlecht, welches weder ganz / immer weiblich, noch ganz / immer männlich ist.  Nicht-binär und (z.T. auch der Begriff Transgender) bedeuten das gleiche. Dies ist also eine Geschlechtsidentität, die nicht ins binäre System passt.


Geschlecht / Gender / Sex

Im Englischen wird unterschieden zwischen „gender“ und „sex“. Kurz gesagt beschreibt „sex“ das biologisch Geschlecht, also ganz platt formuliert Penis / Eichel vs. Vulva / Klitoris. „Gender“ beschreibt das anerzogene Geschlecht.

Im deutschen muss ich mich da leider meistens etwas umständlicher ausdrücken. Ich versuche es mal anhand eines Beispiels. Eine Person wird mit einem Penis und Hoden geboren. Die Ärztin würde der Mutter also mitteilen, sie hätte einen Sohn bekommen. Das Geschlecht („sex“) scheint also erst mal eindeutig männlich.

Die Eltern sind überrascht, denn aufgrund von Ultraschalluntersuchungen sind sie davon ausgegangen, das Kind wird ein Mädchen. Sie schmeißen also schnell die ganzen rosa Klamotten weg und streichen das Kinderzimmer blau. Das ist also der Teil, mit dem es beginnt, dass ein Geschlecht anerzogen wird („gender“). Einem Baby ist es nämlich verständlicherweise scheiß egal, welche Farbe das Kinderzimmer oder die Klamotten haben. Ich kann Euch aber sagen, dass viele Menschen sehr irritiert sind, über männliche Babys, die in rosa Strampler gesteckt werden. Und ich kann Euch sagen, dass wenn dieses Kind es mag im Kleid in die Schule zu gehen, es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gemobbt wird.


Geschlechtsidentität / Identität

Die Geschlechtsidentität beschreibt mit welchem Geschlecht sich eine Person selbst identifiziert. Also z.B. als Mann, Frau, Intersexuell oder nicht-binär. Die sexuelle Identität bezieht sich auf einen selbst während die sexuelle Orientierung Verlangen nach anderen, sich also auf andere Personen bezieht.


Heteronormativität

Heteronormativität beruht auf einer Reihe kultureller Annahmen:

  • Es gibt etwas wie eine „natürliche“ Form der Liebesbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau.
  • Diese sind sexuell aufeinander bezogen und die „natürliche“ Form von Sexualität ist Penis-in-Vagina-Sex.
  • Mann und Frau verkörpern konventionelle Geschlechterrollen.
  • Woraus sich ergibt, dass Menschen grundsätzlich für heterosexuell gehalten werden und andere Formen von Sexualität und Geschlecht als weniger „natürlich“ wahrgenommen werden.

Heteronormativität ist ein sehr hilfreiches Konzept, um sich die Priviligierung heterosexueller Liebes_beziehungen ins Gedächtnis zu rufen. Gleichzeitig kann es dazu verwendet werden, um sich mit der Frage zu beschäftigen, wie cis Männer selbst durch dieses Konstrukt und die damit verbundenen Geschlechterrollen beschränkt werden.

Siehe auch zu Heteronormativität:


Inhaltswarnung / Triggerwarnung / Contentwarnung

Eine Triggerwarung oder Contentwarnung (Inhaltswarnung) bezeichnet eine Warnung auf mögliche Auslösereize. Beispielsweise können Menschen, die (sexualisierte) Gewalt erlebt haben durch die Darstellung oder Beschreibung von (sexualisierte) Gewalt wieder traumatisiert werden. Daher sind Warnungen am Anfang derartiger Beiträge gegebenenfalls hilfreich für diese Menschen, um sich nicht (oder nur bei richtige Verfassung) mit diesen Beiträgen auseinanderzusetzen.

Ich werde versuchen mich auf diesem Blog an die Vorschläge aus der Facebookgruppe Kritische Männlichkeit zu halten. Dort wurde argumentiert, dass es eigentlich nicht möglich ist, vor Triggern zu warnen, sondern lediglich vor Inhalten (content). Dabei wurden insbesondere diese Themen diskutiert, bei denen eine derartige Warnung erwünscht ist:

  • Vergewaltigung
  • Missbrauch
  • sexueller Missbrauch
  • Gewaltdarstellung
  • Suizid
  • Häusliche Gewalt
  • Body-Shaming
  • Misogynie
  • Homophobie
  • Rassismus
  • Transphobie
  • Anti-Seminismus
  • Penisgrößen-Shaming
  • selbstverletzendes Verhalten
  • Diskriminierung aufgrund der Sexualität (Homo, Bi, Pan, …)
  • Islamfeindlichkeit
  • Inter-Feindlichkeit
  • Sexismus
  • Ableismus
  • Antiziganismus

Intersektionalität / Intersektion

Intersektionalität (oder Intersektion) beschriebt die Überschneidung mehre Diskriminierungsformen in einer Person. Dies betrifft also eine Person, die von mehr als einer Diskriminierungsfrom wie Rassismus, Sexismus, Be_hindertenfeindlichkeit, Klassismus, Gewichtsdiskriminierung, Antisemitismus, Antiziganismus, Transphobie, Homophobie, Islamophobie, Lookismus und so weiter betroffen ist. Intersektionalität (oder Intersektion) ist sehr wichtig um Diskriminierung zu verstehen. Wie immer wieder betont wird, kann dies nicht als ein aufsummieren verstanden werden, sondern ist wesentlich komplexer, verschachtelter und verstärkt sich meistens gegenseitig.


Intersexuell

Intersexuelle Körper weisen Merkmale vom weiblichen und vom männlichen Geschlecht auf. Es handelt sich also um Menschen, deren geschlechtliches Erscheinungsbild von Geburt an, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Körperform nicht nur männlich oder nur weiblich ausgeprägt ist, sondern scheinbar eine Mischung darstellt.

(Fast wörtlich übernommen von der Beschreibung des Intersexuelle Menschen e.V.)


Lookismus

Lookismus beschreibt die Diskriminierung aufgrund von Schönheits- und Körpernormen. Menschen werden in „schön“, „hässlich“ oder irgendwo dazwischen eingeteilt.

Schönheitsnormen betreffen vielleicht insbesondere Frauen. Daher ist Lookismus mit Objektifizierung und Sexismus eng verwoben. Beispielsweise behaupten viele heterosexuelle Männer, die sich ihrer Sexismen nicht bewusst sind, dass sie alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – gleich behandeln würden. Die Interaktionen mit bzw. Behandlung von als „schön“ eingeteilten Frauen und als „weniger schön“ oder „hässlich“ eingeteilten Frauen, ist häufig jedoch alles andere als gleich. Zudem werden von diesen heterosexuellen Männern gegenüber anderen Männern meist andere Kriterien (z.B. Interessen) als Schönheitsnormen zur Beurteilung herangezogen.

Aber auch Männer leiden unter Lookismus / Schönheitsnormen und empfinden sich als zu klein oder mit zu viel oder wenig Körperbehaarung ausgestattet. Beides Themen, die unmittelbar mit Männlichkeit in Verbindung stehen.

Weitere Informationen findest du hier: www.lookism.info (insbesondere auch zwei Zines als PDF: Lookismus Teil 1 & Lookismus Teil 2)


Männlichkeit

Männlichkeit sollte nicht mit alle Männer verwechselt werden.  Männlichkeit beschreibt weder die Summe dessen was alle Männer sind, noch tatsächliche Männer. Männlichkeit ist eine (stereotype) Idee von dem was Männer sind.

Männlichkeitsanforderungen leiten sich von diesen (stereotypen) Männlichkeitsbildern ab. Beides ist nicht leicht zu beschreiben, da sie sich je nach kultureller Zugehörigkeit, sozialem Umfeld, Zeit und Ort verändern. Männlichkeitsanforderungen sind die Gesamtheit der Aussagen „wie Männer nun mal so sind“ bzw. „sein müssen“. Es handelt sich um (kulturelle) Anforderungen, mit denen sich alle auseinandersetzten müssen, die von sich und/oder anderen als Männer betrachtet werden. Es geht um Anforderungen um als „richtiger“ Mann akzeptiert zu werden.

Beispiele von Männlichkeitsanforderungen sind:

  1. Andauernd stark, cool und souverän zu sein
  2. Führungsanspruch und Dominanz zu zeigen
  3. Mut und Risikobereitschaft zu demonstrieren

Männerrechtsbewegung

Die Männerrechtsbewegung (englischmen’s rights movement) ist gezielt frauenfeindlich und anti-feministisch. Wie Ihr unter Feminismus nachlesen könnt, setzte sich Feminismus für die Gleichbehandlung aller Menschen egal welchen Geschlechts und welcher Orientierung ein. Daher ist die Männerrechtsbewegung gegen die allgemeinen Menschenrechte und gegen die Gleichbehandlung aller Menschen. Die Männerrechtsbewegung ist etwas anderes, als die Männerbewegung, die sich mit Themen aus der Lebenswelt von Männern befasst und daher nicht zwangsläufig frauenfeindlich und anti-feministisch ist.

Die Männerrechtsbewegung (englischmen’s rights movement) ist gezielt frauenfeindlich und anti-feministisch. Maskulinisten oder Maskulisten sind ähnlich verwendete Bezeichnung. Ein großer Teil der Männerrechtler sind vor allem im Internet oder losen Gruppen organisiert (wie z.B. Incels (Unfreiwillige Enthaltsame / involuntary celibacy), die MGTOW-Bewegung (Männer gehen ihren eigenen Weg / Men Going Their Own Way) und Pick-Up-Artists). Diese bilden zusammen mit (teilweise sehr gut finanzierten) religiösen und rechten Gruppierungen eine starke anti-feministische Bewegung.

Siehe auch:

Wie Ihr unter Feminismus nachlesen könnt, setzte sich Feminismus für die Gleichbehandlung aller Menschen egal welchen Geschlechts und welcher Orientierung ein. Daher ist die Männerrechtsbewegung gegen die allgemeinen Menschenrechte und gegen die Gleichstellung aller Menschen.

Die Männerrechtsbewegung ist etwas anderes, als die Männerbewegung, die sich mit Themen aus der Lebenswelt von Männern befasst und daher nicht zwangsläufig frauenfeindlich und anti-feministisch ist.


Mansplaining

Mansplaining, so heißt das Phänomen (zusammengesetzt aus den Wörtern man und explaining) in dem ein Mann einer Frau* gegen ihren Willen und/oder auf eine besserwisserische Art und Weise etwas erklärt. Übersetzt wird es manchmal mit herrklären. Der Mann geht dabei in der Regel davon aus, dass er sich besser auskennt, als die Frau, was natürlich nicht unbedingt der Fall sein muss. Davon unabhängig ist er meistens nicht daran interessiert, was die Frau zu dem Thema weiß, so dass es sich nicht um einen (Wissens-) Austausch handelt.

Mansplaining beschreibt ein patriarchales Phänomen. Männer haben – insbesondere historisch betrachtet – eine gesellschaftliche Deutungshoheit. Beispielsweise waren früher so gut wie alle Professor*innen, Journalist*innen und Politiker*innen Männer (und heute sind es die meisten). Daher haben wir (Männer) uns daran gewöhnt, die Meinungen von Männern ernster zu nehmen, als die von Frauen* bzw. Personen, die als Frau* gelesen werden. Dazu kommt, dass Männern eher ein durchsetzungsstarkes, wettbewerbsorientierteres Redeverhalten ansozialisiert wird. Und dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Frauen* nicht nur objektifiziert und sexualisiert, sondern eben auch infantilisiert (Duden: geistig unselbstständig gemacht; bevormundet) werden. Daher gibt es kein Mansplaining von Frauen* gegenüber Männern, selbst wenn eine Frau* einem Mann etwas gegen seinen Willen (und/oder als wäre man blöd) erklärt.

Mansplaining wird von vielen Männern als eine Beleidigung empfunden. Ich rate davon ab, sich über solche Kampfbegriffe zu ärgern. Stattdessen kann der Begriff zur Sensibilisierung zu (eigenem) männlichen Rede- und (nicht) Zuhör-Verhalten verwendet werden. Diese gesellschaftliche Machtungleichheit in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen*, fällt einem als Mann nämlich nicht unbedingt auf. Und die Frage, wem gehören welche Räume, ist eine wichtige feministische Frage, was wohl die Beliebtheit der Begriffe Mansplaining und Manspreading erklärt.

Liebe Grüße
Euer Mansplainer
Janosch


Manspreading

Bezüglich der Begriffe Manspreading und Mansplaining scheinen einige Männer die Diskussion immer wieder in den falschen Hals zu bekommen. Ich werde versuchen die Dinge hier mit Hilfe einiger Social Media Inhalte in ein anderes Licht zu Rücken:

Der Artikel wird auf dieser Seite aufgrund dieser Social Media Inhalte nicht angezeigt. Weiterlesen zum Thema Manspreading….


Maskulismus

Maskulismus ist nach Andreas Kemper (kurze Audiodatei hier) eine Selbstbezeichnung von (antifeministischen) Männerrechtlern. Ursprünglich wurde der Begriff Maskulinismus verwendet und bezeichnete Positionen, die für die Vorherrschaft des Mannes sind (beispielsweise aufgrund einer angeblichen biologischen Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau). Maskulismus wird von Kamper als „Opferideologie“ bezeichnet, die Männer als wahre heutige Opfer betrachtet (beispielsweise durch Feministin*nen und Gleichstellungspolitik), aber angeblich keine Vorherrschaft des Mannes anstrebt. Maskulisten (und auch Maskulinisten) sind Teil der antifeministischen Männerrechtsbewegung. Die Bewegung ist nur bedingt in Vereinen organisiert, dafür aber umso besser im Internet vernetzt.

Siehe auch Männerrechtsbewegung.


Nicht-binär

Eine nicht-binär Geschlechtsidentität bezeichnet ein Geschlecht, welches weder ganz / immer weiblich, noch ganz / immer männlich ist.  Genderqueer und (z.T. auch der Begriff Transgender) bedeuten das gleiche. Dies ist also eine Geschlechtsidentität, die nicht ins binäre System passt.


Orientierung / sexuelle Orientierung

Sexuelle Orientierung beschreibt das Interesse einer Person, welchen Geschlechtes gegenüber diese romantisches, sexuelles, partnerschaftliches, emotionales Begehren oder sonstige Zuneigung fühlt. Zum Beispiel Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität und Pansexualität.  Die sexuelle Orientierung bezieht sich auf Verlangen nach anderen, also auf andere Personen, während sich die sexuelle Identität / Geschlechteridentität auf einen selbst bezieht.


Pansexuell

Eine pansexuell Orientierung beschreibt das romantische, sexuelle, partnerschaftliche, emotionale Begehren einer Person, welches unabhängig vom Geschlecht ist. Also während eine bisexuelle Person nur auf Männer und Frauen steht, steht eine pansexuelle Person auf alle Menschen unabhängig vom Geschlecht. Pansexualität beschreibt also eine sexuelle Orientierung, die außerhalb des binären System steht.


People of Color / Person of Color / POC / BPoC / BIPoC

PoC / BPoC / BIPoC: Triggerwarnung: Reproduktion von Rassismus

PoC (Singular: Person of Color, Plural: People of Color) , BPoC (Black and People of Color) oder BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) sind Abkürzungen / Begriffe, die für Menschen benutzt werden, die rassistisch diskriminiert werden (also Schwarze und Indigenous/Indigene Personen). Person of Color / PoC sollte NICHT mit „Farbige*r“ übersetzte werden!!! (Siehe dazu z.B. FAQ von „der braune mob e.V.“). Dies Bezeichnungen PoC (Singular: Person of Color, Plural: People of Color) , BPoC (Black and People of Color), BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) oder „Schwarze Person“ sind gängige Selbstbezeichnungen, die von „der Community“ häufig verwendet werden.

Sollte es dich stören, dass Schwarze Menschen (oder zumindest einige von ihnen) „People of Color“ bzw. PoC als Selbstbezeichnung gewählt haben (am häufigsten höre ich das Argument „weil es nicht auf deutsch ist“ – Schaust du gerade auf dein Smartphone oder Computer? – ), frage ich mich, warum das so ein Problem für dich ist? Warum regen sich weiße Personen so häufig über diese Selbstbezeichnung auf? Gibt es nicht größere Probleme, um die sich weiße Personen kümmern müssten (z.B. eigener subtiler Rassismus)? Wenn du dich darüber aufregst, solltest du diese Menschen vielleicht einfach als „Schwarze Personen“ bezeichnen, dich intensiver mit ihren aktivistischen Positionen und Geschichten auseinandersetzen oder vielleicht mal einen Anti-Rassismus-Training bei Phoenix e.V. besuchen.

Auf diesem Blog geht es um Sexismus/Männlichkeit und nicht um Rassismus/weiß sein. Aber da gibt es zumindest im Bezug auf Privilegien einige Ähnlichkeiten, wie ich auch in diesem Beitrag zur Frage Was bedeutet eigentlich cis Mann und warum brauchen wir diese Bezeichnung? schreibe.


Privilegien

Privilegien stehen immer im Gegensatz zu Benachteiligung und Diskriminierung. So verdienen Frauen auf der einen Seite bei gleicher Qualifikation weniger als Männer, was eine Diskriminierung von Frauen ist. Umgekehrt verdienen Männer mehr als Frauen, was ein männliches Privileg ist. Männer sind damit privilegiert (= Privilegierungen).


Reproduktive Arbeit / Reproarbeit

Reproduktive Arbeit (häufig abgekürzt als Reproarbeit) ist eine der manchmal leider als „frauenspezifischen Arbeiten“ bezeichnete Arbeit. Darunter werden zum Beispiel auch Carearbeit, Sorgearbeit, emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Betreuungsarbeit, Pflegearbeit und Hausarbeit genannt. Kennzeichnend für diese Arbeiten ist, (1.) dass sie vor allem von Frauen geleistet werden, unbezahlt sind, (2.) da sie nicht über den Markt organisiert werden und (3.) unsichtbar sind, also von den meisten Menschen nicht als Arbeit wahrgenommen / anerkannt werden.

Dadurch dass sie nicht über den Markt organisiert werden und entsprechend unbezahlt sind, werden sie in der kapitalistischen Logik nicht in gleichem Maße wertgeschätzt (und bezahlt), wie „produktive Arbeit“ (= die Produktion von Gütern und Dienstleistungen). Produktive Arbeit ist historisch betrachtet eher den Männern zuzuordnen, während Reproarbeit / reproduktive Arbeit, Carearbeit, Sorgearbeit, emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Betreuungsarbeit, Pflegearbeit und Hausarbeit historisch eher den Frauen zuzuroden ist und auf den Erhalt des menschlichen Lebens und der Arbeitskraft ausgerichtet ist.

Die verschiedenen Arbeiten sind nicht unbedingt klar abgrenzbar. Beispiele für Reproarbeit / reproduktive Arbeit sind:

  • Pflege pflegebedürftiger Personen (Pflegearbeit, Carearbeit)
  • Kindererziehung (Betreuungsarbeit)
  • Ansprechen von Problemen und emotionalen Themen in Paarbeziehungen und Freundschaften (emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Sorgearbeit)
  • Kochen, Putzen, Einkaufen usw. (Hausarbeit)
  • Sich um die emotionalen Probleme des Ehemannes / Partners / von Freunden zu kümmern (emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Sorgearbeit)
  • Und damit das Bereitstellen eines „Erholungsraums“ für den arbeitenden Mann, also zur Reproduktion der Arbeitskraft ( Sorgearbeit, Pflegearbeit, Carearbeit, reproduktive Arbeit / Reproarbeit)
  • Organisationsarbeiten wie zu wissen wann neue Windeln bzw. was überhaupt eingekauft werden muss und wann die Kinder von wem wo abgeholt werden (also familieninternes Terminmanagement usw.)

Siehe auch zu frauenspezisfischen Arbeiten (Gender Glossar).


Sexismus

Sexismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes und der Orientierung. Ich verwende den Begriff als Sammelbegriff, unter dem neben der Diskriminierung von Frauen auch die Diskriminierung von intersexuellen Menschen, Transsexuellen sowie homosexuellen und bisexuellen Menschen fällt.

Heterosexuelle cis-Männer können nicht sexistisch diskriminiert werden, da die gesellschaftliche Machtstruktur dies nicht zulässt. Männer können natürlich in bestimmten Situationen benachteiligt oder schlecht behandelt werden. Dies ist aber keine Diskriminierung, denn diese ist immer systematisch (siehe hierzu meine Definition von Diskriminierung). Alle Menschen können hingegen andere Menschen sexistisch diskriminieren. So kommt es zum Beispiel vor, dass heterosexuelle cis-Frauen Personen diskriminieren, die Transsexuell oder homosexuell sind.


Slut-Shaming

Slut-shaming dreht sich darum, dass Frauen, welche die gängige Sexualmoral überschreiten, zu viele Sexpartner haben, sich zu knappe Klamotten anziehhen (usw.) als „Schlampen“ betitelt oder anders abgestraft werden. Kurz gesagt, während Männer, die sich mit vielen Frauen vergnügen, die geilen Macker sind, werden Frauen für die gleichen Aktivitäten als „Schlampen“ beschimpft. Slut-shaming kommt also gegenüber heterosexuellen (cis-)Männern quasi nicht vor.


Toxische Männlichkeit

Toxische Männlichkeit beschreibt (stereotype) Normen, die Männer dazu veranlassen sich selbst und anderen zu schaden (siehe auch Männlichkeit). Gegebenenfalls werden auch diese toxischen Verhaltensweisen selbst als toxische Männlichkeit bezeichnet. 

Beispiele toxischer Verhaltensweisen sind:

  1. Keine Schwäche zeigen, nicht zu weinen, Gefühle nicht zuzulassen
  2. Gewalt gegen Frauen* und Männer
  3. Selbstgefährdung und Selbstverletzung

Transgender / Trans*gender

Eine transgender / trans*gender Geschlechtsidentität bezeichnet ein Geschlecht, welches nicht mehr das gleiche ist, wie das Geschlecht, das zu Beginn des Lebens zugewiesen wurde. Es wird z.T. als Überbegriff für (binäre) trans Frauen und trans Männern und nicht-binär / Genderqueer (also weder ganz / immer weibliche, noch ganz / immer männliche) Geschlechtsidentität einschließt.


Transsexualität

Transsexualität bezeichnet die Geschlechtsidentität einer Personen, der bei der Geburt ein anderes Geschlecht zugweisen wurden, als sich die Person selbst zuordnet. Siehe trans Frau und trans Mann.


Trans Frau / Transfrau

Eine Person, die mit als „männlich“ zugeordneten Geschlechtsmerkmalen geboren (und als „männlich“ in ihre Geburtsurkunde eingetragen) wurde, die sich aber als Frau identifiziert. Eine trans Frau ist (wie eine cis Frau) eine Frau.


Trans Mann / Transmann

Trans Mann / Transmann: Eine Person, die mit als „weiblich“ zugeordneten Geschlechtsmerkmalen geboren (und als „weiblich“ in die Geburtsurkunde eingetragen) wurde, die sich aber als Mann identifiziert. Ein trans Mann ist (wie ein cis Mann) ein Mann.


Verbündetenschaft / Allyship

Verbündetenschaft (Englisch: Allyship) bezeichnet ein von People of Color entwickelten Ansatz, der sich damit beschäftigt wie sich Menschen für diskriminierte Gruppen, zu denen sie nicht gehören, einsetzen können. Bei dem Ansatz geht es insbesondere darum eigene Privilegien zu verstehen, zuzuhören was diese Gruppen zu sagen haben, sich für marginalisierte Personen einsetzen und nicht über sie zu reden. Empfehlungen an privilegierte Personen umfassen:

DO’S – Wie verhalte ich mich als guter Verbündeter?

  • Sei offen und höre zu, lese und informiere Dich
  • Sprache „der Community“ übernehmen
  • Sei Dir Deiner eigenen Sexismen und Rassismen bewusst! Du stehst nicht außerhalb des Systems
  • Keine blöden Fragen stellen! Fehler passieren, entschuldige Dich und lerne daraus

DON’TS – Welches Verhalten sollten Verbündete vermeiden?

  • Nicht erwarten, dass einem von marginalisierten Personen etwas beigebracht wird
  • Nicht Personen unterstützen, die gar keine Unterstützung wollen
  • Nicht so verhalten als ob Du Dich am besten zu dem Thema auskennst
  • Keinen Dank von marginalisierten Personen erwarten
  • Nicht annehmen, dass sich eine marginalisierte Person unterdrückt fühlt

Das Konzept ist aus meiner Sicht hilfreich insbesondere für Anfänger. Es wird zwar meistens auf den Rassismuskontext bezogen, kann aber relativ einfach auf andere Formen der Diskriminierung angewandt werden. Wichtig ist, dass es nicht darum geht ein Verbündeter zu sein, sondern sich in den entscheidenden Momenten wie ein Verbündeter zu verhalten!

Quelle und weitere Informationen: Guide to Allyship (Englisch)


Hier findest Du die Übersicht zum Glossar