Reproduktive Arbeit / Reproarbeit

Reproduktive Arbeit (häufig abgekürzt als Reproarbeit) ist eine der manchmal leider als „frauenspezifischen Arbeiten“ bezeichnete Arbeit. In diesem Zusammenhang werden zum Beispiel auch Carearbeit, Sorgearbeit, emotionale Arbeit, Beziehungsarbeit, Betreuungsarbeit, Pflegearbeit und Hausarbeit genannt. Kennzeichnend für diese Arbeiten ist, (1.) dass sie vor allem von Frauen geleistet werden, (2.) unbezahlt sind, da sie nicht über den Markt organisiert werden und (3.) unsichtbar sind, also von den meisten Menschen nicht als Arbeit wahrgenommen / anerkannt werden.

Dadurch dass sie nicht über den Markt organisiert werden und entsprechend unbezahlt sind, werden sie in der kapitalistischen Logik nicht in gleichem Maße wertgeschätzt, wie „produktive Arbeit“ (= die Produktion von Gütern und Dienstleistungen). Produktive Arbeit ist historisch betrachtet (womöglich) eher den Männern zuzuordnen, während Reproarbeit / reproduktive Arbeit, Carearbeit, Sorgearbeit, emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Betreuungsarbeit, Pflegearbeit und Hausarbeit eher den Frauen zuzuroden ist und auf den Erhalt des menschlichen Lebens und der Arbeitskraft ausgerichtet ist.

Es ist natürlich nicht so, dass Männer diese Arbeiten gar nicht übernehmen würden. Es ist aber nach wie vor so, dass diese Tätigkeiten vor allem von Frauen übernommen werden. Die verschiedenen Arbeiten sind nicht unbedingt klar abgrenzbar. Beispiele für Reproarbeit / reproduktive Arbeit sind:

  • Pflege pflegebedürftiger Personen (Pflegearbeit, Carearbeit)
  • Kindererziehung (Betreuungsarbeit)
  • Ansprechen von Problemen und emotionalen Themen in Paarbeziehungen und Freundschaften (emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Sorgearbeit)
  • Kochen, Putzen, Einkaufen usw. (Hausarbeit)
  • Sich um die emotionalen Probleme des Ehemannes / Partners / von Freunden zu kümmern (emotionale Arbeiten, Beziehungsarbeiten, Sorgearbeit)
  • Und damit das Bereitstellen eines „Erholungsraums“ für den arbeitenden Mann, also zur Reproduktion der Arbeitskraft ( Sorgearbeit, Pflegearbeit, Carearbeit, reproduktive Arbeit / Reproarbeit)
  • Organisationsarbeiten wie zu wissen wann neue Windeln bzw. was überhaupt eingekauft werden muss und wann die Kinder von wem wo abgeholt werden (also familieninternes Terminmanagement usw.)
  • Also auch der feine aber wichtige unterschied zwischen „ich helfe meiner Frau im Haushalt“ und einem gemeinsamen Haushalt
  • Aber auch im Kontext von Lohnarbeit, indem von Frauen erwartet wird, dass sie lächeln, sich um schwierige Kunden kümmern, die Geschirrspülmaschine ausräumen und die Kümmererin im Büro spielt

Siehe auch zu frauenspezisfischen Arbeiten (Gender Glossar).


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