Was ich mir von cis-Männern wünsche

Gastbeitrag einer Frau, die hier bloggt um die cis-männliche Gemütlichkeit zu stören©

Vorweg, ich schreibe hier als eine weiße, heterosexuelle cis-Frau und dieser Text spiegelt meine Meinung und meinen Alltag wieder. Er kann keines falls stellvertretend für alle Frauen* gewertet werden, jedoch bin ich mir sicher, dass es so wie mir noch vielen anderen Frauen* geht. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass Frauen* die gleichen Erfahrungen machen, oder dass feministische Positionen alle gleich sind. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, die Meinungen und Realitäten von Frauen* nicht zu generalisieren und jede einzelne gleich ernst zu nehmen.

Genauso wenig will ich hier alle Männer in Sippenhaft nehmen, aber ich wünsche mir, dass mir alle zuhören. Ich schreibe über meine Erfahrungen, keine der folgenden Situationen die ich beschreiben werde sind fiktiv. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich Sexismus reproduzieren werde, dies soll als TRIGGER-Warnung für diejenigen Frauen* gelten, die sich dessen nicht aussetzen möchten. Bist du ein cis-Mann, kannst du dir das folgende ruhig geben.

Warum immer gleich die Hüfte anfassen?

Hör auf, mich in dunklen, lauten Räumen an der Hüfte oder Taille anzufassen um mit mir Reden zu wollen. Ich habe, genauso wie die Männer mit denen du in solchen Räumen kommuniziert, eine neutrale Schulter. Ein Beispiel gefällig? Auf einer Party kam neulich ein Mann auf mich zu, packte mich an meiner Taille und sprach in mein Ohr: „darf ich dir was sagen?“ ich: „NEIN“, er: „ist auch nichts schlimmes“, ich: „das ist mir völlig egal, ich will es nicht hören“ während der ganzen Unterhaltung hat er seine ungebetene Hand an meiner Taille gehalten und ist dann nach meiner „Abfuhr“ beleidigt abgedampft, logisch ICH habe ihn ja auch verletzt…

Nein akzeptieren und fragen lernen

Und wo wir gerade dabei sind, lerne endlich ein NEIN zu akzeptieren. Es ist völlig egal wo ich gerade bin, wie viel ich anhabe oder wie wenig, ob ich früher einmal ja gesagt habe oder nicht. Hol dir für jedes mal eine neue Erlaubnis. Frag mich zur Abwechslung doch mal ob du mich Küssen darfst, dann darfst du es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch machen. Ich werde sagen „schön das du fragst, was für eine tolle Idee, ja ich hab auch Lust, aber lass uns doch einen kleinen Moment warten und uns gegenseitig damit überraschen, wer gleich wen küsst“ Du findest das unsexy? Credit goes out to the patriarchy! Ich finde Konsens und Respekt verdammt sexy. Falls du jetzt völlig überfordert bist, no problem, aktiver Mann und passive Frau ist so was von out. Wenn ich Lust auf Flirten habe, dann mache ich das auch. Und zwar werde ich dabei deine Grenzen respektieren und auf Konsens achten.

Eigentor: Weibliche Sexualität unterdrücken und Slut-Shaming

Das einzige was mir dabei die Laune verdirbt, ist widerliches Slut-Shaming. Das würde ich dann Eigentor nennen. Ich habe noch nie verstanden, wieso es in Ordnung ist, wenn eine Frau mit einem Mann hundertmal Sex hatte aber nicht mit hundert Männern je ein mal. Und wieso beschreiben die Schimpfwörter „Schlampe“, „Hure“ und „Nutte“ eigentlich nur „weibliche“ Figuren? Ich muss schon das Adjektiv männlich vor die Wörter setzen um mich auf Männer zu beziehen, komisch oder?

Und wusstest du, dass die Vagina ein Muskelschlauch ist? Muskeln sollten trainiert werden um stark zu sein. Was für den Bizeps gilt, gilt auch für Vagina und den Beckenboden. Auch das schreit wieder nach einem Eigentor.

Aber wir waren ja gerade beim Feiern, hast du dir eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie ich Nachts nach Hause komme? Meistens organisiere ich mich mit anderen Freund*innen oder nehme mir ein teures Taxi und wenn das nicht klappt, dann traue ich mich nicht, so ausgelassen und sorgenlos zu feiern wie du oder bleibe bis zum nächsten morgen um im sichereren Tageslicht nach Hause zu kommen.

Friendzoning und Körperautonomie

Eine Frage zum Thema Feiern habe ich aber noch. Wieso werde ich in männlicher Begleitung in Ruhe gelassen? Es scheint mir so, als würde „der Besitz“ eines Mannes (was übrigens keine Frau* je ist!) mehr respektiert als die Körperautonomie einer Frau*. Und diese Erfahrung zu machen ist verdammt hart. Nachdem mir ein Mann einmal ungewollt an den Hintern gefasst hat, hat er sich bei meinem Partner entschuldigt, nicht bei mir. Ich wiederhole noch ein mal, keine der hier beschriebenen Situationen habe ich mir ausgedacht.

Ein anderes Thema, dass mich sehr bedrückt und wütend macht, ist die Erzählung vom „Friendzoning“. Hört auf, so einen Mist zu erzählen. Keine Frau* schuldet euch sexuelle Aufmerksamkeit, „Friendzoning“ gibt es nicht. Wenn ich Lust habe, dann sage ich das auch. Und sprich mir nicht meine Lust ab. Nur weil ich mit dir ins Bett gehe, bedeutet es nicht, dass ich dir deine Freiheit nehmen will und dich an mich binden will. Ich habe genauso ein Recht und Lust auf unverbindlichen Sex wie du. Und wenn du den Respekt mir gegenüber verlierst, nur weil ich nicht „angemessen“ genug gewartet habe, um mit dir ins Bett zu gehen, dann verlierst du auch meinen Respekt!

Emotionalen Ballast und andere Arbeiten nicht ungefragt bei Frauen* abladen

Bitte lerne endlich mit deinen Gefühlen umzugehen und benutze mich nicht um deinen emotionalen Ballast abzufangen. Ich habe auch keine Lust darauf, dein chaotisches Leben zu managen und bin auch nicht deine Therapeutin. Wir können uns gerne gegenseitig und gleichberechtigt unterstützen.

Kümmer dich um deine Gesundheit, ich will nicht um dich trauern müssen. Bitte nimm die Hälfte der Elternzeit in Anspruch und unterstütze dadurch meine Karriere. Verhindere, dass Kinder für mich Altersarmut bedeuten. Verhalte dich korrekt im Falle einer Scheidung / Trennung. Hilf mir bitte nicht im Haushalt, es ist auch dein Haushalt – verrichte einfach die Hälfte der Arbeit und verlange keine Lorbeeren dafür. Die eigenen Kinder kann man übrigens nicht babysitten. Werde bitte nicht erst mit der Geburt deiner Tochter zum Feministen. Das ist lächerlich! Besser spät als nie, aber was ist mit mir, deiner Schwester, Mutter, deinen Freund*innen?


Bild: Via WikimediaCommons, Autor: Felix Burton, Lizens: CC BY 2.0


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Dies ist ein pro-feministischer Blog, der sich mit Themen der Männlichkeit und darüber hinaus auseinandersetzt. Wenn Du zum ersten mal hier bist, lohnen sich vielleicht diese zwei Texte: Was ist kritische Männlichkeit? und Herangehensweise an kritische Männlichkeit.

Ein Kommentar zu “Was ich mir von cis-Männern wünsche”

  1. Also Zusammenfassung: Behandle Frauen wie Menschen? 🙂

    Ich traue mich noch nicht mal andere Menschen anzufassen geschweige denn, selbst angefasst zu werden. Aber vielleicht bin ich eh ein großer Sonderfall, denn ich bin aromantisch und asexuell und bin auch sonst sehr menschenscheu. 😉

    Ich habe mich gefreut, »Friendzoning gibt es nicht.« zu lesen. Mir ist aufgefallen, dass die »Friend Zone« ein sehr komisches Bild wohl aus dem US-Raum war, das ich nie verstanden habe. Da hat sich schon so manche Kultur um diesen Mythos gebildet, es gibt sogar Lieder darüber. Was diese Idee wohl besonders hartnäckig macht … Wenn man als Partner in die »Friend Zone« angeblich »verbannt« würde, wäre das angeblich ganz furchtbar, weil das einer Abweisung gleichkäme. Ich fand das schon immer absurd. Schön, das nicht nur ich das so sehe. Das so aus feministischer Perspektive kritisiert zu sehen, hat mich aber trotzdem überrascht, damit habe ich ehrlichgesagt gar nicht gerechnet.

    Wenn ich so darüber nachdenke, ist dieser »Friend Zone«-Quark auch noch allonormativ, da er romantische und sexuelle Beziehungen über Freundschaften, platonische Beziehungen und andere Beziehungsformen stellt. Das ist insbesondere für Asexuelle und Aromanitische unschön. Stell dir vor, du wärst asexuell, du einen Partner, du willst keinen Sex, nur Romantik, aber dein Partner denkt verzweifelt, du wirfst ihn in die »Friend Zone« weil kein Sex. Ufffffffff. Die Angst vor der »Friend Zone« ist gefährlicher Unsinn.

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