Feministische Perspektiven und Kritik ernst nehmen

Da Privilegien für Privilegierte oft unsichtbar sind, muss eine kritische Männlichkeit sich immer wieder durch feministische Perspektiven hinterfragen.

In diesem Beitrag werden zwei zentrale Argumente aufgeführt, warum eine feministische Perspektive auf Männlichkeit(en) relevant für Männer ist. Der Text behandelt Punkt drei der fünf Kriterien wieso dieser Blog pro-feministisch ist

Was uns als „objektiv“ verkauft wird, sind meistens männliche Perspektiven

Die jahrtausendealte Tradition die Welt aus dem Blick des Mannes zu betrachten, hat uns bezüglich diesem Blick blind gemacht. Dieser Blick setzt das allgemein Menschliche mit dem Männlichen gleich. Heterosexuelle Männer sehen ihre Privilegien nicht, erkennen Frauen verachtende Kommentare nicht, betrachten Abweichungen von Heteronormativität, aber nicht Heteronormativität selbst, streiten Erfahrungen von Frauen ab oder spielen sie herunter. Ein Perspektivwechsel ist für einen Mann nicht leicht nachzuvollziehen, da wir uns derart an diesen Blick gewöhnt haben, dass er für viele als Wahrheit erscheint. Ein zurückfallen in diese Perspektive ist normal und daher müssen wir uns kontinuierlich mit feministischer Kritik auseinandersetzten um dies zu bemerken.


Nicht nur die Wissenschaft ist männlich dominiert. Parlamente und Medien sind es auch.
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Männer verleugnen ihre eigene Freiheit anders sein zu können

Unser Verständnis von Geschlecht hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal geändert. Die kritischen sozial- und Kulturwissenschaften sind von starren (biologistischen) Geschlechterkonzepten abgekommen. Dabei geht es nicht um das Abstreiten anatomischer Unterschiede. Die sind offensichtlich. Die Debatte in Medien und unter Männern ist aber meistens von starren Vorstellungen zu Männlichkeit geprägt. Diese starren Konzepte gehen vereinfacht davon aus, dass die Anatomie das Geschlecht bestimmt und „Männer und Frauen nun mal so sind, wie sie sind“. Mit dieser Behauptung eine grundlegende Identität zu haben, betrügen wir uns aber selbst. Damit machen wir erstens unsere Entscheidung auf eine bestimmte weise zu sein unsichtbar und verleugnen zweitens unsere eigene Freiheit anders sein zu können.

Weitere Probleme dieser starren Vorstellung zu Geschlechterrollen und Männlichkeit sind:
  1. Die Unfähigkeit Machtverhältnisse zu analysieren
  2. Latenter Biologismus und Verhaftung in der Zweigeschlechtlichkeit (dieser kann beispielsweise auch Veränderungen von Rollen und Menschen nicht erklären)
  3. Problematisierung von Abweichungen (wie Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeiten)

(Vergleiche Martschukat, Stieglitz: „Geschichten der Männlichkeiten“ 2. Auflage, 2018, S. 44)

Indem wir uns nicht mit Feminismus und Genederwissenschaften auseinandersetzten, bleiben wir nicht nur in einem veralteten (wissenschaftlichen) Verständnis von Wahrheit hängen, sondern vergeben auch die wunderbare Möglichkeit unsere Männlichkeit selbst zu (de)konstruieren.

Hier findet Ihr die fünf vorgeschlagenen Kriterien, die zu beachten sind, um sich pro-feministisch mit Männlichkeit auseinander zu setzten:
  1. Reflektieren männlicher Privilegien
  2. Stereotype (über Männer, Frauen und alle anderen) vermeiden
  3. Feministische Perspektiven und Kritik ernst nehmen
  4. Nicht davon ausgehen, dass Frauen* die gleichen Erfahrungen gemacht / Feministin*nen eine einheitliche Position haben
  5. Männliches Verhalten in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen


Dies ist ein pro-feministischer Blog, der sich mit Themen der Männlichkeit und darüber hinaus auseinandersetzt. Wenn Du zum ersten mal hier bist, lohnen sich vielleicht diese zwei Texte: Was ist kritische Männlichkeit? und Herangehensweise an kritische Männlichkeit.

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